Sardar Nahid Niaz aus Erfurt

„Ich baue Krankenhäuser, damit Menschen gesund werden können.“

Vom Sohn eines arbeitslosen Bauern in Bangladesch zum engagierten und geschätzten Architekten bei der VSB-Betriebstechnik Ost in Erfurt. Sardar Nahid Niaz hat einen langen und beschwerlichen Weg hinter sich. Lesen Sie hier seine komplette Reise zum Erfolg.
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Herr Niaz, Sie haben eine, auch im übertragenen Sinn, lange Reise hinter sich, die für viele kaum vorstellbar ist. Wo hat alles seinen Anfang genommen?

Ich komme aus einer armen Familie: Mein Vater hatte keinen Job. Er war Bauer, Fischer oder Verkäufer. Es gab für ihn keine feste Arbeit – so wie für die meisten in meinem Heimatdorf. Ich wusste als Kind nicht, was meine berufliche Zukunft sein wird. Ich dachte immer, mit dem Abschluss der achten Klasse wäre meine Schulbildung beendet. Ein Studium war ausgeschlossen, da meine Familie nicht die finanziellen Mittel dafür besaß. Eines Tages hatte meine Mutter nur noch 20 Cent in der Hand, von denen sie vielleicht vier Kilogramm Kartoffeln kaufen konnte, die dann zwei oder drei Wochen lang reichen mussten. Sie sagte mir dann, dass sie mich ab morgen nicht weiter zur Schule schicken kann: „Du musst zuhause bleiben und mich unterstützen.“

Wie ging es danach weiter?

Mein Onkel Alauddin Mridha rief am nächsten Tag an und sagte zu meiner Mutter, er habe viel von mir gehört und dass ich weiter zur Schule gehen müsse. Für die nächsten vier Jahre übernehme er alle Kosten. Und dann habe ich vier Jahre bei meinem Onkel gelebt. Um anschließend studieren zu können, musste ich in die Hauptstadt Dhaka reisen. Ich wollte unbedingt Architekt werden. Das war eine große Herausforderung. Gemeinsam mit meinem Vater habe ich dort gelebt, doch wir hatten kein Geld. Ich bin jeden Tag zu Fuß zur Universität gelaufen. Viele Tage habe ich nichts gegessen. Mein Vater hat alles gemacht, um mein Studium zu bezahlen. Auch ich habe damals viel gearbeitet. Gemeinsam haben wir das Geld für mein Studium gesammelt.

Wie war Ihre Studienzeit?

Die Zeit verging sehr schnell. Ich habe mein Studium mit einem Bachelor abgeschlossen. Im Jahr 2013 habe ich einen Job bekommen, in dem ich zum Glück gut verdient habe. Ich habe das Geld gespart, um meine Familie aus unserem Dorf in die Hauptstadt zu holen und dort mit ihr zusammen zu leben.

Das ist eine beeindruckende Leistung. Was war die nächste Herausforderung?

Tatsächlich habe ich gedacht: „Das kann noch nicht das Ende sein. Das ist erst der Anfang.“ Eines Tages sagte auch meine Mutter zu mir: „Ich hätte nicht gedacht, dass Du mal Architekt wirst. Aber Du darfst hier nicht aufhören. Du musst weiter gehen.“ Also habe ich ein Ziel in meinem Tagebuch notiert: „Ich muss weiter gehen.“ Doch das war nicht einfach, denn ich hatte niemanden, der mir die nächsten Schritte sagen konnte. Ich hatte keinen großen Bruder und keine gebildete Verwandtschaft. Es gab nur eine einzige Universität in ganz Bangladesch, um einen Master in Architektur abzuschließen, mit insgesamt nur 40 oder 50 Plätzen. Viel zu wenige. Also habe ich mich gefragt: „Warum nicht ins Ausland gehen?“

Welches and haben Sie für Ihr weiteres Studium ausgewählt?

Ich habe an Deutschland gedacht. Erstens, weil das Studieren hier grundsätzlich kostenlos ist. Zweitens, weil man hier keine so hohe Liquidität wie in anderen Ländern nachweisen muss, um dort studieren zu können. Trotzdem musste ich 9.000 € auf meinem Konto haben. Ich habe zwar anständig verdient – aber nicht genug, um mein Leben im Ausland zu finanzieren. Zum Glück hat mir mein damaliger Arbeitgeber geholfen, einen Kredit zu bekommen. So konnte ich mich in Frankfurt bewerben. Als dann die Nachricht kam: „Sie wurden aufgenommen.“ – da war ich überglücklich.

Soweit ich weiß, haben Sie zu diesem Zeitpunkt Ihre eigene Familie gegründet. Sind sie in Bangladesch geblieben?

Ja, meine Frau und meine beiden Söhne (sieben und 23 Monate) blieben in Dhaka. Leider erkrankte einer meiner Söhne an ITP, einer schweren Blutkrankheit. Es ist sehr teuer, diese Krankheit in Bangladesch zu behandeln. Also musste ich viel arbeiten neben dem Studium, um meinen Lebensunterhalt zu verdienen und um Geld in die Heimat schicken zu können. Mein Sohn musste jeden Monat etwa zehn Tage ins Krankenhaus, was aber während der Corona-Pandemie nicht mehr ging. Da habe ich verstanden, wie wichtig Krankenhäuser für Menschen sind. Seitdem habe ich nach einer Möglichkeit gesucht, in dieser Branche als Werkstudent zu arbeiten. Einige Zeit später habe ich online ein Jobangebot von Fresenius gesehen und den Job bekommen, bei dem ich Bauprojekte für Dialysekliniken erstellt habe.

Konnten Sie trotz dieser Schwierigkeiten Ihr Studium beenden?

Ja. Ich habe meinen Master 2020 in Frankfurt abgeschlossen. Vier Semester habe ich gebraucht.

Wie kamen Sie dann zu VAMED?

Bei Fresenius habe ich erfahren, dass VAMED ein Tochterunternehmen ist und dass man da richtige Gesundheitsarchitektur betreiben kann. Also wollte ich es versuchen und sendete eine Bewerbung. Ich habe zu mir gesagt: „Ich bin Architekt. Ich muss mehr bauen. Nicht nur eine kleine Dialyseklinik, sondern große Krankenhäuser“.

 
Hier sehen Sie unseren Kollegen, Herr Niaz.
Herr Niaz mit seinem Vorgesetzten Herrn Csernalabics.
Herr Niaz bei der Planung.

Herr Csernalabics, können Sie sich noch an Herrn Niaz Bewerbung und Einstellung erinnern?

Ich kann mich noch sehr gut daran erinnern. Wir wollten in Erfurt einen neuen Standort für die Planung und Bauleitung aufbauen. Es war wahnsinnig schwierig, jemanden zu finden, der jung ist und so viel Motivation mitbringt. Und dann sogar noch eine Gesundheitsreferenz mit Fresenius. Da hatte ich natürlich sofort Interesse an einem Bewerbungsgespräch mit ihm. Ich habe ehrlich gesagt erst im Nachhinein alles, was die privaten Themen betrifft, erfahren. Das hat mich natürlich schon sehr berührt.

Es ist oft nicht einfach alle bürokratische Prozesse zu steuern, dass ein Ausländer in Deutschland bleiben kann. Hatten Sie organisatorische Challenges in diesem Bereich?

Die Ausländerbehörde in Deutschland hat es Herrn Niaz nie einfach gemacht. Sehr lange Wartezeiten, utopische Fristsetzungen für irgendwelchen Dokumenten und dann auch extrem kleinteiligen Bewertungen jener Dokumente. Aber das haben wir dann gemeinsam geschafft. Da hatten wir großes Glück, dass wir auch seine Familie hierher bekommen haben. Das war für uns alle ein sehr schönes Erlebnis – etwas, das uns für immer verbindet.

Wie beschreiben Sie die tägliche Zusammenarbeit mit Herr Niaz?

Herr Niaz ist ein klasse Mitarbeiter, der jeden Tag mit hoher Motivation ins Büro kommt, der gerne mitarbeitet, gerne Verantwortung übernimmt und auch weiß, wo er noch hin will – und das, obwohl er schon einen so weiten Weg gegangen ist. Und das begrüße ich. Von solchen Leuten brauchen wir mehr!

 

Herr Niaz: Emotionaler Lebensweg, der den gesellschaftlichen Nutzen von VAMED hervorhebt und uns auch als Chancengeber darstellt.

 
 

Herr Niaz, woher haben Sie bei all den Herausforderungen immer die Motivation genommen?

Ich habe mich stets an die Worte meiner Mutter erinnert, dass man jeden Tag eine Herausforderung bekommt, die man annehmen muss. Anfangs war meine Motivation, genug Essen zu haben. Später wurde es zum Ziel, eine Zukunft aufzubauen, meine Mutter und meinen Vater zu ehren, damit sie auf mich stolz sein können. Aber am Ende war mein Sohn meine Motivation. Als meine Frau mit dem Kind von Krankenhaus zu Krankenhaus laufen musste und keinen Sitzplatz im Flur fand und auf den Gängen übernachten musste, da habe ich mein Ziel geschrieben: Dass ich weitergehen muss. Dass ich mein Kind in Gesundheit wissen kann. Dass ich Architekt sein muss, der viele Krankenhäuser baut, um Menschen zu helfen, gesund werden zu können.

 

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